Schüler übernehmen die Stadtplanung

RP und Volksbank Kleverland präsentieren die Serie: Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele. Dieses Mal: Michael Fischer-Sent unterstützt die Kinderzukunftswerkstatt am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kellen.

Gruppenfoto Kinderzukunftswerkstatt Konrad Adenauer Gymnasium

Kleve Man könnte fast meinen, Herbert Grönemeyer hätte den Soundtrack für das Projekt „Kinderzukunftswerkstatt“ am Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) in Kellen geschrieben. Der Liedtext von „Kinder an die Macht“ passt wunderbar. Der Bochumer Musiker singt die schönen Zeilen: „Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende, wir werden in Grund und Boden gelacht, Kinder an die Macht.“

Die Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis sieben am KAG haben in dieser Woche die Aufgabe von Stadtplanern übernommen und Pläne für eine kinderfreundliche Stadt-Bebauung entworfen. „Wir planen die Zukunft - und die ist nunmal für die Kinder bestimmt, also holen wir sie mit ins Boot“, sagt Wolfgang Tyssen, der als Lehrer das Projekt am KAG betreut. Bei der Entwicklung in Städten und Gemeinden würden die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen oftmals nicht genügend
berücksichtigt. Auch für Kleve bestünde durch großflächige Neubauten die Gefahr, immer mehr Freiflächen für Kinder zu verlieren. „Es planen sonst immer nur die Erwachsenen, doch sie kennen die Bedürfnisse der Kinder doch eigentlich gar nicht“, so Tyssen. Aus diesem Grund sollen die Schüler des KAG nun selbst die Zukunft - ganz „ohne Vorgaben“ - planen.

Die Schüler gingen in Gruppen auf Streifzüge durch die Stadt, um nach Plätzen zu suchen, die ihnen verbesserungswürdig erscheinen. Die Routen und Orte wählten sie dafür selbst aus. Sie besuchten den Bahnhofsvorplatz, die Fußgängerzone und den Opschlag. Dort machten sie Zeichnungen und Fotos, entwickelten Ideen für die Gestaltung. Zum Schluss fertigten sie Modelle aus Styropor an, um ihre Projekte der städtischen Verwaltung sowie Lehrern und Eltern zu präsentieren. Beraten wurden sie dabei von Peter Apel vom Dortmunder Planungsbüro Stadtkinder. „Die Kinder haben bei der Stadtbegehung vor Ideen nur so gesprudelt“, so der Stadtplaner.
Gemeinsam hätten sie gute und schlechte Orte, sogenannte Angsträume, besucht und Konzepte entwickelt. „Die Schüler wünschten sich zum Beispiel ein Eingangstor für die Fußgängerzone, mit viel Blumenschmuck. Andere hatten eine Idee für leerstehende Geschäfte: Dort könnte man eine Kinderbetreuung einrichten, für die Zeit, in der die Eltern einkaufen gehen“, berichtet Apel.

Rund 80 Prozent der Ideen ließen sich durchaus umsetzen, ist der Stadtplaner sicher: „In manchen Städten gibt es die Ideen bereits, zum Beispiel Livemusik in der Fußgängerzone - speziell für Kinder.“ Die Pläne sollen nun als Grundlage für den Masterplan Kinderfreundliche Innenstadt Kleve dienen, so Apel.

Wertvoll sei die Kinderzukunftswerkstatt im Übrigen auch aus pädagogischer Sicht, sagt Lehrer Tyssen: „Die Kinder lernen, sich gegenseitig auszutauschen - dazu gehört es auch, anderen zuzuhören. Sie erfahren auf diese Weise demokratische Entscheidungsfindung.“ Seine Anfänge hatte das Projekt bereits vor zwei Jahren. Damals machten sich Schüler der fünften Jahrgangsstufe dafür stark, die Quelle am Springberg, die Kleve vor mehr als 270 Jahren zur Kurstadt Bad Cleve machte, zu reaktivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie schrieben einen Brief an Bürgermeister Theo Brauer, der die Schüler einlud. „Die Schüler wollen ihm demnächst noch einmal einen Brief schreiben und hören, was aus ihren Plänen geworden ist“, kündigt Tyssen an.

Unterstützt wird die Kinderzukunftswerkstatt von Michael Fischer-Sent, Abteilungsleiter für Immobilienbewertung bei der Volksbank. „Es ist spannend, zu sehen, welche Wünsche und Ideen die Kinder haben. Ob sie sich dann letztlich bauplanerisch umsetzen lassen, ist natürlich eine andere Sache“, sagt Fischer-Sent, der selbst vor elf Jahren am KAG sein Abitur absolvierte. Er möchte einzelne Projekte auch nach Abschluss der Kinderzukunftswerkstatt unterstützen: „Das ist eine tolle Sache, da muss man am Ball bleiben.“

Informationen zur Kinderzukunftswerkstatt gibt es im Internet unter www.kinderzukunftswerkstatt.de .