Bedburg-Hau. Zum 12. Schlossgespräch der Volksbank Kleverland war Carsten Linnemann, Bundesvorsitzender der CDU/CSU Mittelstandsvereinigung, zu Gast. Er widmete sich dem Rückzug der Bundeskanzlerin aus dem Parteivorsitz.
"Punktlandung" in Moyland
VON ANTJE THIMM. „Das ist wirklich eine Punktlandung.“ Mit diesen Worten begrüßte Wilhelm Wolters, der Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Kleverland, die 200 Gäste, die der Einladung der Bank zum diesjährigen „Schlossgespräch“ gefolgt waren. Das Thema, über das gesprochen werden sollte, lautete: „Ein Jahr nach der Bundestagswahl – Wird der Schalter endlich umgelegt?“ Einige Stunden vorher hatte die Bundeskanzlerin tatsächlich den „Schalter“ betätigt und ihren Rückzug aus dem Parteivorsitz verkündet. Aktueller geht nicht, und so begann Carsten Linnemann seine Rede mit dem Satz: „Ich muss frei sprechen, vorbereiten konnte ich mich jetzt nicht mehr.“ Zum 12. Mal hatte die Volksbank etwa 200 ihrer Kunden und Mitglieder ins Schloss Moyland eingeladen. Zum Programm der „Schlossgespräche“ gehört immer die Verbindung von Kunst und Politik, was bedeutet, dass den Gästen zunächst verschiedene fachkundige Führungen durch die Moyländer Sammlungen angeboten werden. Danach spricht ein Spitzenpolitiker, den die Bank eigens einlädt, zu einem aktuellen Thema.
In diesem Jahr war mit Carsten Linnemann der Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU/CSU zu Gast. Die Freude über die Brisanz der Thematik war dem Redner anzumerken. „Wir haben ein Problem“, begann er und fragte, wie es in einem von allgemeinem Wohlstand geprägten Land so weit kommen könne, dass die beiden großen Volksparteien ihre Wähler verlieren und sprach von einer „Spaltung der Gesellschaft“. Er ging konkret auf drei Problembereiche ein, die Digitalisierung, den Umgang des Staates mit Regeln und die Art und Weise, wie die einzelnen Parteien sich in der Öffentlichkeit darstellen. Die Auswirkungen der digitalen Revolution auf das gesellschaftliche Umfeld bezeichnete Linnemann als problematisch. „Es finden immer mehr digitale und immer weniger reale Begegnungen statt“, sagte er. Es sei wichtiger denn je, soziale Kompetenzen junger Menschen zu stärken zum Beispiel durch Tätigkeit in Vereinen und im Ehrenamt.
Zu den Regeln des Staates führte er aus, wenn man eine Union gründe, müssten sich auch alle Partner an Regeln halten und verwies darauf, dass Europa sich in der Flüchtlingskrise zum Beispiel nicht wirklich einig war. Über die aktuelle Mitteilung der Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie werde nicht mehr für den Vorsitz ihrer Partei kandidieren, sagte er: „Vielleicht haben wir Kontur verloren, weil wir zu sehr auf eine Person (Merkel) fokussiert waren. Die GroKo hat zu viel gestritten.“ Von den Parteien forderte er, sie sollten mehr „klare Kante“ zeigen und deutlichere Konzepte vorlegen. Den Schritt der Bundeskanzlerin wertete er als „Befreiungsschlag“ mit der Botschaft: „Ich gebe den Weg frei.“ Carsten Linnemann erhielt einigen Zwischenapplaus. Er schloss mit einem positiven Ausblick: „Wir können die Kurve noch bekommen.“
Der Ehrenvorsitzende der VoBa, Hans Geurts, dankte Linnemann für seinen Besuch trotz übervollem Terminkalender. Unter den Gästen waren auch der Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve, Stefan Rouenhoff, der CDU-Landtagsabgeordnete Günther Bergmann, die SPD-Politikerin Barbara Hendricks, sowie mehrere Bürgermeister der Region. Vor der Rede des Politikers waren die Gäste eingeladen, eine kostenfreie Führung durch verschiedene Moyländer Kunstsammlungen zu erhalten. Stephan Meyer, Kunstvermittler und Gästeführer, begann seinen Vortrag im Untergeschoss des Schlosses mit einem kurzweiligen Abriss der wechselhaften Geschichte des Gebäudes. Dann führte er die Gäste in den „Kosmos“ Joseph Beuys und die Anfänge der Sammlung durch die Brüder van der Grinten. Nach der Rede des Politikers, waren alle Gäste zu einem Imbiss eingeladen und setzten ihre Gespräche über die Themen, die Linnemann angesprochen hatte fort. Musikalisch bereicherte die Cellistin Lisa Rößeler die Veranstaltung mit Stücken aus den Suiten von Johann Sebastian Bach.