Kleve Die Klever Unternehmer haben ihrer Stadt ein exzellentes Zeugnis ausgestellt. Die im Rahmen der Standortanalyse befragten Firmenchefs waren sich einig, dass die Schwanenstadt mit einer hohen Lebensqualität, mit der Nähe zu den Niederlanden als Wirtschaftsraum, mit günstigen Lebenshaltungskosten und mit einem gesunden Branchenmix in den Industriegebieten wuchern kann (RP berichtete). Doch wie kann das gute Ergebnis der Standortanalyse genutzt werden, um mehr Menschen auf Kleve aufmerksam zu machen, um Arbeitskräfte und Touristen in die Stadt zu locken? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland.
Der Klever Bürgermeister Theo Brauer hält es in erster Linie für eine Aufgabe der Medien, gute Nachrichten wie die Ergebnisse der Standortanalyse in die Welt zu tragen. „Auch wenn man sagen muss, dass sie dieser Aufgabe schon hervorragend nachgekommen sind“, betonte Brauer. Der Klever Wirtschaftsförderer Joachim Rasch zeigte sich von den guten Ergebnissen der Studie nicht überrascht. Außer in einem Punkt „Ich hätte erwartet, dass die geografische Randlage Kleves negativer bewertet wird, nach dem Motto: ,Die Musik spielt woanders?“, sagte Rasch.
Stadtkämmerer Willibrord Haas verwies auf die hervorragenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Schwanenstadt. „Mit einem angepeilten Ergebnis von Minus 400 000 Euro bei einem Gesamthaushalt von 116,8 Millionen Euro liegen wir im Vergleich zu anderen Kommunen sehr gut“, betonte Haas. Die hohen Investitionen - unter anderem seien fürs nächste Jahr rund 25 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen in den Haushalt eingestellt - kämen auch den Unternehmen zu Gute.
Stadtwerke-Geschäftsführer Rolf Hoffmann führte an, dass er mit günstigen Energie-Preisen 2000 Kunden außerhalb Kleves habe gewinnen können. Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer kündigte an, dass die Verwaltung die Stadt „weiter im hohen Tempo nach vorne bringen“ will - „auch, wenn viele bei dieser Geschwindigkeit nicht mitkommen.“ Rauer zeigte sich verblüfft darüber, dass es schwer sei, qualifizierte Arbeitnehmer in die Schwanenstadt zu locken. „Wir werden verkannt“, sagte der Technische Beigeordnete.
Stadtmarketing-Chefin Ute Schulze-Heiming führte dies unter anderem auf ein „niedriges Lohnniveau“ in Kleve zurück. Sie kritisierte, dass „die Bürgerbeteiligung hier irgendwann aufgehört“ und es in den vergangenen Monaten „an manchen Stellen starke Dissonanzen“ gegeben habe. Rolf Janssen, Leiter der Umweltbetriebe forderte, dass Kleve „gute Serviceleistungen zu niedrigen Gebühren stärker herausstellen“ solle. Jakob Lempp, der Professor für Politologie an der Hochschule Rhein-Waal ist und gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Joachim Rasch die Studie erstellt hatte, bescheinigte Kleve eine „hohe Lebensqualität, die man kommunizieren muss“.
Haas schlug vor, die Klever Bürger in die Stadthalle einzuladen. Bei dieser Bürgerveranstaltung solle „eine Überschrift für Kleve gefunden werden, mit der man nachaußen gehen kann. Das wäre doch etwas, mit dem sich das Stadtmarketing beschäftigen könnte“. Ute Schulze-Heiming wiegelte ab. Ihr Einwand: „Das ist nicht soeinfach. Da kommen nur Stänkerer“. Es sei schwierig, Kleve zu bewerben. „Wir haben keine riesen Budgets“, betonte die Stadtmarketing-Chefin. Jürgen Rauer schlug schließlich eine pragmatische Lösung vor. Er will allen Klevern, beispielsweise mit eh fälliger Korrespondenz von den Stadtwerken, einen Fragebogen zukommen lassen. Darauf können die Bürger äußern, wie zufrieden sie mit dem Standort Kleve sind. Und vielleicht ließe sich so ja auch ein Slogan für Kleve finden. „Dann können sich auch mal die Zufriedenen melden“, betonte Rauer.