Selbstbewusst sagte Kleves Bürgermeister Theo Brauer: “Wir sind stark und können auch drüber reden.” Der Satz fiel zu Beginn der letzten Zukunftswerkstatt des Jahres 2012, zu der Volksbank Kleverland und Rheinische Post geladen hatten. Sie beschäftigte sich angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Kreisstadt mit der Frage: Wie teuer ist Kleve?
Sind zum Beispiel die Stadtwerke teuer? Sie hatten unlängst die Strompreise um zehn Prozent erhöht – allerdings wurden nur gestiegene Steuern und Umlagen an die Kunden durchgereicht. “Andere Energieversorger haben weit mehr erhöht”, betonte Brauer. Stadtwerke-Geschäftsführer Rolf Hoffmann sah dies genauso: “Wir sind mit den Erhöhungen der Preise sogar weit unten.” Einige Versorger in der Region hätten ihren Strompreis um bis zu 19 Prozent erhöht, andere zwar weniger – allerdings lägen selbst diese im Preis höher als die Stadtwerke Kleve.
Hoffmann belegte seine Aussagen mit Zahlen. Im Vergleich mit den Anbietern am Niederrhein stehen die Klever Stadtwerke glänzend da. Die Stadtwerke haben eine Statistik erstellen lassen, die die Erdgas-, Strom- und Wasserpreise in der gesamten Region vergleicht. Dabei ist Kleve mit 2753 Euro im Jahr (für eine vierköpfige Familie) am günstigsten. In Goch werden laut Statistik beispielsweise 346 Euro mehr fällig. Beim Wasser liegt Kleve in ganz Nordrhein Westfalen einer Statistik des Verbands bdew zufolge auf Platz drei. Die Stadtwerke Goch kommen hingegen nur auf Rang 103.
Joachim Schmidt vom Caritasverband Kleve betonte, dass die Kosten für Energie einen großen Teil des gesamten Haushaltsgelds ausmachen. “Viele Familien können die hohen Kosten nicht mehr schultern. Wenn es keine privaten Initiativen gäbe, die da einspringen, sähe es im wahrsten Sinne des Wortes düster aus”, sagte Schmidt. Und er machte auf ein Dilemma aufmerksam: “Wie kann sich eine Familie verbrauchsarme Geräte kaufen, wenn das Geld dazu fehlt?”
USK-Leiter Rolf Janssen sagte, dass die Kosten für Abfall für eine vierköpfige Familie in Kleve 20 Cent pro Tag ausmachten. “Von 440 Kommunalbetrieben in NRW sind wir unter den Top 50″, so Janssen.
Heinz Mülleneisen, Inhaber des gleichnamigen Immobilien-Büros, machte auf die niedrigen Miet- und Wohneigentumskosten in Kleve aufmerksam. “In Kleve lässt sich relativ preiswert wohnen”, lautete sein Fazit. Lothar Quartier, Geschäftsführer der gleichnamigen Metzgerei, fühlt sich bei den Stadtwerken gut aufgehoben. “Die sind für uns preislich attraktiv”, so Quartier. Er kritisierte, dass die Industrie im Gegensatz zu kleinen Handwerksbetrieben von der EEG-Umlage befreit wird. Sabine Becker, Leiterin des integrativen Montessori Kinderhauses, lobte die niedrigen Elternbeiträge für Kindergartenplätze in Kleve. Sie sagte aber auch, dass es Eltern oft nicht zu vermitteln sei, dass die Elternbeiträge jenseits der Stadtgrenze oft stark differieren. “Kleve hat enorme Anstrengungen gemacht, ein breit gefächertes und preiswertes Betreuungsangebot zanubieten”, lautete ihr Resümee.