Zukunftswerkstatt

Pläne für das Spoycenter vorgestellt

Der Platz vor der Herzogbrücke, das Spoycenter und vielleicht sogar der Minoritenplatz? Keine Frage: Es tut sich etwas an diesem Stück Unterstadt in Kleve. Wie geht es weiter? Das diskutierte die Zukunftswerkstatt von RP und Volksbank Kleverland.

Rheinische Post vom 31.08.2024

Pläne für das Spoycenter vorgestellt
Es diskutierten (von links): Peter Wack, Matthias Grass (Rheinische Post), Bürgermeister Wolfgang Gebing, Architekt Johannes Bielefeld, Ulrike Sack, Lukas Verlage, und Frank Ruffing (Vorstandsvorsitzender Volksbank Kleverland). Es moderierte Ludwig Krause (Rheinische Post). Peter Wack, Lukas Verlage und Ulrike Sack werben für die Umsetzung des Podrecca-Plans auf dem Minoritenplatz.

Von Matthias Grass

KLEVE - Das Spoycenter gegenüber dem Opschlag war immer umstritten in Kleve: Kaum einer mochte die Zeile, die den Woolworth-Klotz mitten in der Stadt von hinten kaschiert, vor allem auch wegen des dunklen Gangs entlang des Wassers, der schnell zum Angstraum wurde. Bereits vor einigen Monaten wurde bekannt, dass die Volksbank Kleverland den Komplex gekauft hat. Nun wurden erste Pläne vorgestellt, die zeigen, wie sich das Spoycenter entwickeln soll. Überhaupt tut sich derzeit etwas in dem Bereich: Angestoßen ist bereits eine Planung für den Platz vor der Herzogbrücke. Vor allem die Idee, den „Verkehrspavillon“ wieder zu errichten, sorgte in Kleve für mächtig Gesprächsstoff. Zudem fragen sich einige Klever Bürger, ob man den Minoritenplatz mit Blick auf die Landesgartenschau nicht auch endlich angehen müsse. Sie werben für den seinerzeit angefertigten Plan des Architekten Boris Podrecca für den Platz.

Pläne für das Spoycenter vorgestellt

Die Zukunftswerkstatt von Volksbank Kleverland und Rheinischer Post diskutierte mit Bürgermeister Wolfgang Gebing, Ulrike Sack, Lukas Verlage und Peter Wack, die als Klever Bürger für die Umsetzung des Podrecca-Plans streiten, Architekt Johannes Bielefeld und Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland unter der Moderation von RP-Redaktionsleiter Ludwig Krause über dieses Stück Unterstadt.

Platz vor Herzogbrücke Verglichen mit anderen Vorhaben in Kleve soll sich beim Platz an der Herzogbrücke schon kurzfristig etwas tun. „Die Kreuzung“, wie es Ulrike Sack im Gespräch formuliert, soll endlich als Platz wahrgenommen, die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. Autoverkehr hat dann aber keinen Platz mehr: „Es gibt dann nur noch Zubringer- und Parkverkehr. Ein Durchfahren wird nicht mehr möglich sein“, sagt Bürgermeister Gebing. Die Stadt berechne derzeit, was dieser Platz kosten wird, damit sie Fördergelder durch das integrierte Handlungskonzept beantragen kann. Dann möchte man auch 2025 mit dem Bau beginnen.

Eine Informationsveranstaltung hat es bereits gegeben, die Politik diskutiert. Von vielen gefeiert, von einigen wegen fraglicher Nutzung kritisiert, steht ein möglicher Pavillon dabei häufig im Mittelpunkt. Frank Ruffing warnt: Man brauche keinen Pavillon auf dem neuen Platz, der am Ende leer stehe oder in dem ein WC untergebracht werde. Er bietet stattdessen an, eine öffentliche Toilettenanlage im Spoycenter am Herzogplatz einzurichten. Die WCs seien dort besser zu installieren als in einem kleinen Pavillon. Gebing bestätigt, dass die Nutzung des kreisrunden Pavillons, der symbolisch an den alten 1950er-Jahre-Pavillon erinnert, noch offen sei: „Wir wissen, dass wir eine Nutzung brauchen, wenn wir einen solchen Pavillon bauen. Aber eines sollte allen klar sein: Da ist nur ein ganz kleiner Pavillon geplant.“

Neues Spoycenter Mittelfristig soll sich das Spoycenter in Kleve wandeln. Mittlerweile ist hier die Volksbank Kleverland Eigentümerin. Frank Ruffing möchte den von vielen als Angstraum beschriebenen Gang entlang des Wassers bis zur Landesgartenschau auflösen und den Komplex insgesamt ins 21. Jahrhundert holen. Die ersten Pläne stellt Architekt Johannes Bielefeld vom gleichnamigen Büro in Hamminkeln vor. Der dunkle Gang soll wegfallen, mit großen Glasfenstern zwischen den Säulen geschlossen werden. Um die Verbindung von der Lohstätte zum Herzogplatz zu erhalten, soll es einen Steg geben, der außen um das Gebäude herumführt und etwa ein- bis eineinhalb Meter über den Spoykanal ragt. Insgesamt wäre der neue offene Gang knapp drei Meter breit. Vor der Gastronomie am Ende des Centers am Brücktor, in der sich zu früheren Zeiten unter anderem ein chinesisches Restaurant befunden hat, könnte eine neue Außenfläche entstehen.

Die Fassade des Spoycenters soll modern und klimafreundlich gestaltet werden, Architekt Bielefeld bringt Elemente einer Algenfassade ins Spiel, die Energie erzeugen soll. Lukas Verlage bot als Geschäftsführer von Colt-International sein Know-how an. Hat Colt doch ein Algenhaus auf der Bauausstellung in Hamburg errichtet und kennt sich bestens (auch mit den Tücken) der Technik aus. Bürgermeister Wolfgang Gebing begrüßt die Planung für das Spoycenter insgesamt. Beachtet werden müsse aber, dass die Nutzung des Wassers durch den Steg nicht eingeschränkt werden dürfe: „Die Ruderer brauchen Platz, um nur ein Beispiel zu nennen“, sagt Gebing. Außerdem sei die Wasserrahmenrichtlinie zu beachten.

Frank Ruffing zeichnete eine Zeitschiene für die Maßnahme vor, die eine Fertigstellung spätestens zur Landesgartenschau vorsieht. „Wir nehmen diese Planung sehr ernst und sind auch bereit, sie umzusetzen“, sagt er. Für die Verlegung des Ganges muss aber über Wegerecht diskutiert werden. Dazu müsste vielleicht auch der Bebauungsplan geändert werden. Bis 2026/27 werde man brauchen, um die rechtlichen und technischen Probleme zu lösen, sodass man 2027/28 bauen könne.

Minoritenplatz Die Planung für diesen Platz ist Kleves Ewigkeitsthema. Lukas Verlage zitiert seine Mutter, die schon 1974 vor einem C&A auf dem Minoritenplatz gewarnt habe. Zwar konnte die vierspurige Straße auf dem Gelände zurückgebaut und das Ufer am Opschlag mit Gastronomie belebt werden – das als Minoritenplatz bezeichnete Loch klafft dagegen immer noch in der Stadtsilhouette. Seinerzeit hatten Heinz Sack, Peter Wack und Lukas Verlage einen Plan vorgestellt, den der international renommierte Architekt Boris Podrecca zeichnete. Mittels eines Mäzens konnte die Plan ung bezahlt werden, sie liegt zur Durchführung vor. „Wenn wir eine Landesgartenschau haben und diesen Plan nur umsetzen müssen, dann sollten wir das doch tun und zumindest den Platz bauen“, sagt Ulrike Sack, die Witwe des verstorbenen Heinz Sack. Peter Wack fügt an: „Ein Gebäude kann dann später noch folgen.“

Der Klever Bürgermeister verweist darauf, dass der Rat bereits kurz nach seiner Amtsübernahme die Vermarktung des Minoritenplatzes von der Tagesordnung gewischt habe, seitdem ruhe die Angelegenheit. Denn ohne Auftrag des Rates könne die Stadt den Bereich nicht anfassen. Auch nicht in Teilen, da das Ganze auf einer noch zu bauenden Tiefgarage fuße. Von Wack gefragt, was er sich denn auf dem Platz vorstellen würde, meint Wolfgang Gebing, dass der Platz nach Podrecca zu einem Großteil in den 2019 verabschiedeten Bebauungsplan passe. Würde er sich etwas wünschen können, wäre das neue Gebäude zwischen Platz und Volksbank in Teilen öffentlich durch Stadt und vielleicht Hochschule genutzt, von WTM und Bürgerbüro oder einer Bibliothek. Die Stadt könne so einen Bau aber derzeit mit Blick auf den Schuldenberg durch den Schulneubau nicht selber stemmen. Man werde den Platz wohl für die Landesgartenschau lediglich aufhübschen.

Das kritisiert Ulrike Sack vehement: Sie finde es nicht sinnig, Geld in ein Aufhübschen zu stecken und das dann später wieder abzureißen. Dann solle man doch besser Nägel mit Köpfen machen. Dazu bräuchte es, so wieder Gebing, einen Auftrag seitens des Rates. Er glaube nicht, dass das noch vor den Kommunalwahlen im neuen Jahr geschehe. Vielleicht ist der neue Rat in Sachen Minoritenplatz aber mutiger.