Der Ausstieg aus dem Atomstrom ist beschlossene Sache. Die Nutzung fossiler Energieträger soll zurückgefahren werden. Doch der Hunger nach Energie - auch in Kleve - ist groß, und irgendwoher muss sie ja kommen. Bei der Zukunftswerkstatt stand die Frage im Mittelpunkt, welche Auswirkungen die Energiewende hat.
Barbara Hendricks, die SPD-Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, sagte, dass die Klever in der Folge der Energiewende mit Veränderungen im Landschaftsbild leben müssten. Dazu gehörten auch noch mehr Windräder und Photovoltaikanlagen auf Hausdächern und Äckern. In Kleve gebe es „in besonderer Weise“ Konflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Hendricks kündigte an, ein Kompetenzzentrum „Naturschutz und Energiewende“ einzurichten. Mit dessen Hilfe sollen Konflikte moderiert und die Akzeptanz von Windrädern erhöht werden.
Bürgermeister Theo Brauer betonte, dass Kleve bereits einige Vorzeigeprojekte in Sachen Umweltschutz vorzuweisen beziehungsweise in Planung hätte. Dazu gehörten die Klimaschutzsiedlung Mühlenberg und die Photovoltaikanlage auf dem Heidberg in Materborn. Brauer: „Wir haben alle städtischen Gebäude energetisch analysiert. Am 9. April wurde der Klimaschutzfahrplan verabschiedet. Das neue Rathaus wird energetisch auf höchstem Niveau liegen.“
Friedhelm Haagen, Landwirt aus Bedburg-Hau, beklagte, dass „immer nur über die Kosten der Energiewende gesprochen“ werde. „Wir haben in einer Generation zwei GAUs erlebt (Tschernobyl und Fukushima, d. Red.)“, sagte Haagen. Die Effizienz in der Nutzung erneuerbarer Energien habe sich enorm verbessert. Das gelte vor allem für die Windkraft, ergänzte Hendricks.
Lukas Verlage, Geschäftsführer der Klever Firma Colt, stellte neuartige, transparente Photovoltaikzellen eines süddeutschen Unternehmens vor. Die aus organischem Material (Kohlenstoff) bestehenden Zellen sind hauchdünn und werden gedruckt. Sie wiegen weniger als Papier und können außer auf Hausdächern auch an Wänden platziert werden. „Der Wirkungsgrad liegt bei 40 bis 50 Prozent dessen einer normalen Photovoltaikzelle. Aber ich bin mir sicher, dass sich das noch verbessern lässt“, sagte Verlage.
Stefan Blome von der Interessensgemeinschaft Energiegenossenschaft Kranenburg sieht die Bioenergie als notwendig für ein stabiles Stromnetz an. „Problematisch ist jedoch, dass man die niederrheinische Landschaft vor lauter Mais fast nicht mehr erkennen kann. Wir müssen dahin kommen, zunehmend andere Pflanzen zu nutzen“, sagte Bloome. Rolf Hoffmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Kleve, berichtete, dass der Anteil des so genannten Grünen Stroms in seinem Unternehmen bei 38 Prozent liege. Er brachte das geplante Volkswindrad in Spiel. „Die Idee dazu kam von uns. Das Volkswindrad steht kurz vor der Umsetzung“, sagte Hoffmann. Das bestätigte Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer. „Der neue Flächennutzungsplan steht kurz vor der Offenlage. Darin sind neue Flächen für die Windkraftnutzung ausgewiesen“, sagte Rauer. Man sei in Kleve weiter als in der Gemeinde Kranenburg, die ebenfalls ein Windrad mit Bürgerbeteiligung plane. „Wir haben die Artenschutz-Prüfung schon gemacht - Kranenburg noch nicht“, betonte der Baudezernent.