Kleve Ein Rammbock macht der Bahnstrecke Kleve-Nimwegen kurz hinter dem Klever Bahnhof ein Ende. Die Brücke über die Bensdorpstraße gibt es nicht mehr. Der Hokovit-Parkplatz, den die Bahntrasse durchschneiden würde, wird für die Studierenden der Hochschule und für Besucher der Stad benötigt, und wenige Meter weiter wird die Strecke von der Draisine genutzt, die zwar nur Platzhalter sein soll, inzwischen aber zum Erfolgsmodell geworden ist. Und das sind allein die Gründe, die aus Klever Sicht gegen die Wiederaufnahme der Zugverbindung nach Nimwegen sprechen. Doch auch wenn es sich jetzt nicht so liest: Es gibt gute Gründe, die Strecke zu reaktivieren - eine ganze Region könnte davon profitieren. Das wurde bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland nun klar.
Arthur Leenders von Bündnis 90/Die Grünen in Kleve hatte Zahlen, die verdeutlichen, warum die Reaktivierung lukrativ sein würde. „Die Radboud Universität in Nimwegen prognostiziert 2000 Fahrgäste pro Tag“. Das bestätigte Helmut Hardt, Geschäftsführer StadtUmBau: „Ab 600 Fahrgästen täglich wirft die Strecke Gewinne ab.“ Und das weiß auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der die Strecke gerne wieder aufnehmen würde, wie Jürgen Rauer, Technischer Beigeordneter, berichtete. „Der VRR würde das machen. Er kann den Regionalexpress 10 problemlos bis nach Nimwegen durchführen. Dazu braucht man nur ein Gespann mehr“, so Rauer.
Neben den finanziellen gibt es noch weitere Gründe, die Bahnlinie zu reaktivieren. „Alle Kommunen, also Kleve, Kranenburg Groesbeek, Heijendaal und Nimwegen, würden profitieren. Kleve hat mit dem Union-Gelände das größte Potenzial. Kranenburg könnte seine Wohngebiete anbinden. Und die Unis von Nimwegen und Kleve könnten über den Öffentlichen Personennahverkehr verbunden werden.“, betonte der Stadtplaner. Doch warum verkehrt nicht schon längst wieder ein Zug ? Eine
simple Antwort gab Leenders: „Es gibt niemanden, der die Umsetzung in die Hand nimmt. Wir brauchen einen, der es macht!“ Tatsächlich hat jede Kommune ihre Gründe, warum sie die Reaktivierung nicht vorantreibt. „Bei einer straßenbahnähnlichen Lösung müssten wir uns als Kommune an den Kosten beteiligen. Das wollen wir nicht und können es unseren Bürgern auch nicht zumuten“, machte Günter Steins, Kranenburgs Bürgermeister, deutlich. Groesbeek will nicht noch einmal durch eine Bahnlinie durchtrennt werden. Und Nimwegen sei weniger an einer Zugverbindung als an einer innerstädtischen Straßenbahn interessiert, sagte Leenders. Aber
für Frank Michalzik, den Vorsitzenden des Pro-Bahn-Landesverbands NRW, ist die Reaktivierung alternativlos. „Wir favorisieren, genau wie der VRR, die Linie als Zugstrecke mit dem RE 10 weiterzuführen“, sagte Michalzik. Er schlug vor, ein Projektbüro mit der Vorbereitung der Reaktivierung zu beauftragen. Dies könnte auch klären, welche Technik (Zug, Straßenbahn - Light-Rail oder Tram-Train) sinnvoll ist. Bezahlt werden könnte es eventuell mit Fördergeldern der Euregio Rhein-Waal. Die Schaffung eines Projektbüros hatte der Klever Stadtrat bereits in einem Beschluss angeregt.
Für den Klever Bürgermeister Theo Brauer soll dieses Projektbüro auch ruhig in größeren Dimensionen denken. „Wenn die Bahnlinie von Düsseldorf bis Amsterdam führt, könnte es dafür auch Fördergelder aus Brüssel geben“, betonte Brauer.