Der Kreis Kleve soll Wasserstoff-Region werden. Die Fäden laufen im Kreishaus zusammen, am 1. Juni beginnt ein Innovationsmanager seinen Dienst. Wie geht es weiter? Das Thema diskutierte die Zukunftswerkstatt.
Zukunftswerkstatt
Wasserstoff im Kreis Kleve als Chefsache
VON MATTHIAS GRASS
KLEVE | Das Thema Wasserstoff steht auf dem Zettel von Landrat Christoph Gerwers ganz oben. Schließlich soll der Kreis Kleve eine realistische Chance bekommen, im Reigen der Wasserstoffregionen mitspielen zu können. „Wasserstoff ist für mich Chefsache“, legte Gerwers die Messlatte ganz oben in der Verwaltung an. Und weil man dazu Sach- und Fachkenntnisse braucht – Gerwers ist Jurist – wird es einen Wasserstoffbeauftragten im Kreis geben. Einen Fachmann, der sich „Innovationsmanager“ nennt, am 1. Juni seinen Dienst antritt und zusammen mit dem Landrat das Thema Wasserstoff im Kreis ganz nach vorne bringen soll.
Damit hatte Gerwers schon zu Beginn der Zukunftswerkstatt von Volksbank Kleverland und Rheinische Post die Frage des Abends beantwortet: „Wasserstoff im Kreis – eine realistische Chance?“ lautete das Thema. Eine Chance, die der Landrat nutzen will. Zum Thema diskutierten neben Gerwers Kleves Bürgermeister Wolfgang Gebing, CDU-Bundestagsabgeordneter Stefan Rouenhoff und der Geschäftsführer Bereich Technik und Vertrieb der Wystrach GmbH, Wolfgang Wolter unter der Moderation von Ludwig Krause, Leitender Regionalredakteur der RP und Patrick van Oostveen (Volksbank Kleverland).
Dass der Kreis Kleve künftig vorne bei der Entwicklung als Wasserstoffregion mitspielt, daran möchte Rouenhoff keine Zweifel aufkommen lassen. „Der ländliche Bereich darf nicht vergessen werden bei der Wasserstoffförderung“. Er erklärte allerdings, dass sich der Kreis Kleve – auch wenn er sehr gut bei den erneuerbaren Energien aufgestellt sei – nicht nur als Erzeugerregion für Wasserstoff sehen dürfe.
Es gelte, eine Struktur aufzubauen, Netzwerke zu schaffen und endlich tatsächliche Projekte in der Region zu realisieren, die eine Investition in die Zukunft darstellen. „Wir haben hier Unternehmen, die beim Thema Wasserstoff ganz vorne sind“, sagte Rouenhoff weiter.
Einer der Unternehmer aus dem Kreis Kleve, der auch die Bundesregierung berät, saß mit am Tisch: Wolfgang Wolter, Geschäftsführer Bereich Technik und Vertrieb der Wystrach GmbH aus Weeze. Wolter bestätigte Rouenhoffs Forderung: „Wir brauchen endlich einen Beginn, einen konkreten Fall – dann können wir einen deutlichen Schritt nach vorne machen“, sagte Wolter. Wystrach hat unter anderem jüngst eine Wasserstofftankstelle als Prototyp entwickelt, die als neue Technologie im Markt arbeitet. Das Unternehmen hat kürzlich 100 neue Mitarbeiter eingestellt.
Alle wichtigen Bereiche sind mit Fachleuten vertreten: Die Themen Nachhaltigkeit, Wasserstoff und Investitionen in die Zukunft ziehen bis in die Provinz. Und nicht zuletzt der „Wystrach-Spirit“ (so Wolter). „Unsere Ingenieure arbeiten nicht nur am Rechner, sondern können in die Produktionshalle gehen und sich das konstruierte Teil ansehen, sich austauschen.“ Beim Aufbau des Wasserstoff-Netzwerkes soll der Innovationsmanager eine aktive Rolle bekommen – vor allem kreisweit und in Zusammenarbeit mit den Kommunen, so Gerwers. Was bedeute, dass alle Akteure von den Kommunen, den Stadtwerken über die Hochschule Rhein-Waal bis zu den Unternehmen dabei sein sollten. Rouenhoff erklärte, dass der bis jetzt bestehende lose Verbund mehr sein wolle als nur eine Rederunde. Und dass er hier bei Gesprächen meist auf offene Ohren stoße – wie jüngst beim Flughafen Weeze. Der erzeuge nicht nur mit seinem großen Solarpark Energie, der könnte künftig auch eine gewichtige Rolle beim Thema Wasserstoff spielen, hieß es in der Runde. Außerdem müsse die NIAG für den ÖPNV hinzukommen. Gebing verwies auf das große Pfund Hochschule Rhein-Waal, das man in Kleve und der Region habe, aber auch auf Unternehmen, die sich fragen, wie man künftig Gas ersetzt, das man bislang nutzt. Zugleich stellten sich die Stadtwerke der Frage, ob künftig Wasserstoff wie auch immer durch deren Leitungssysteme fließen könne. „Auch hier muss man die Grenzen zu den Kommunen überschreiten und zusammenarbeiten“, sagt Gebing mit Blick auf jüngste Kooperationen beispielsweise zwischen Gocher und Klever Stadtwerken. In Sachen Wasserstofftankstelle habe es in Kleve bereits Bewerber gegeben, so der Bürgermeister. Aber konkret sei da noch nichts.
Zudem stehen hier noch ungeklärte Genehmigungsfragen an, waren sich alle einig. Ebenso sei noch nicht ganz klar, wo sich im Verkehr der Wasserstoff durchsetze. Vor allem mit Blick auf den Bereich der Transporter in Sprinter-Größe, auf Schwerlastverkehr, auf Baustellen- und Großfahrzeuge sei noch vieles offen. Ebenso wie die Frage, ob es auf eine Verbrennung von Wasserstoff in Motoren und Heizungen hinauslaufe. Für Rouenhff war klar, dass Deutschland auch darauf angewiesen sein werde, grünen Wasserstoff, beispielsweise aus Namibia, zu importieren. „Wir müssen in den Genehmigungsverfahren pragmatischer werden“, sagte der Bundestagsabgeordnete. Und Gebing führte an, dass man die genehmigenden Behörden auch personell entsprechend ausstatten müsse.
INFO
Die Diskussionsrunde zum Thema Wasserstoff
Zukunftswerkstatt: Zum Thema Wasserstoff diskutierten Wolfgang Gebing, Bürgermeister Kleve, Christoph Gerwers, Landrat Kreis Kleve, Stefan Rouenhoff, CDU Bundestagsabgeordneter, Wolfgang Wolter, Geschätsführer Bereich Technik und Vertrieb der Wystrach GmbH. Die Moderation hatte Ludwig Krause, Leitender Regionalredakteur der RP.