Das Wissen in die Region bringen

Wo soll die Hochschule Rhein-Waal in fünf Jahren stehen?“, lautete die Frage bei der Zukunftswerkstatt von RP und Volksbank Kleverland. Der neue Präsident Oliver Locker-Grütjen legt Wert auf den Wissenstransfer.

Das Wissen in die Region bringen
Von links: Matthias Grass, Marc Cattelaens, Lukas Verlage, Peter Wolters, Frank Ripkens, Stefan Dietzfelbinger, Oliver Locker-Grütjen, Rainer Schramm und Hans-Josef Kuypers.

Wird Kleve durch die Hochschule Rhein Waal zum neuen Silicon Valley? Der frisch gewählte Präsident der Hochschule, Oliver Locker-Grütjen, hatte genau dieses Ziel ausgerufen – mit einem zwinkernden Auge und der Formulierung „Silicon Waaley“. Im Blick hat er dabei, dass auch Kleve, wie die berühmte San-Francisco-Bay-Area bald Heimat von zahlreichen Start-up-Firmen wird. Kann dieses Ziel gelingen? Wo steht die Hochschule Rhein-Waal in fünf Jahren? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Zukunftswerkstatt von Rheinischer Post und Volksbank Kleverland.

„Das Zusammenspiel zwischen der Hochschule und der Region kann noch gestärkt werden“, betont Locker-Grütjen. „Es tut der Region nicht gut, wenn alle Absolventen wieder ins Ausland gehen. Unser Ziel ist es, gute Fachkräfte hier zu halten.“ Der neue Hochschul-Präsident formuliert seinen Fokus für die kommenden Jahre: „Mehr Ausgründungen, viele Start-Ups.“ Er ist sich sicher: Unter den Studenten gibt es „viele helle, kreative Köpfe, die das machen wollen.“ Der große Vorteil der Hochschule Rhein-Waal sei neben der Interdisziplinarität die Internationalität. „Unsere Absolventen sind weniger darauf fokussiert, im sicheren deutschen öffentlichen Dienst eingestellt zu werden“, sagt Oliver-Grütjen. Man müsse frühzeitig auf die Studenten zugehen, nicht erst warten, „bis nach Jahren das Masterstudium fertig ist“. Allerdings könne die Hochschule nicht alles alleine leisten. „Wir beteiligen uns an jedem Programm, das Bund und Land zu bieten haben“, so der Hochschule-Präsident. Seine Vision sind mobile Büros in Campus-Nähe, in denen Gründungswillige arbeiten können.

Stefan Dietzfelbinger, IHK-Niederrhein-Präsident und Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Hochschule Rhein-Waal, sieht ein Problem: „Ausgründungen stehen in Konkurrenz zum Fachkräftebedarf.“ Und er nennt eine Herausforderung: „Es fehlen in der Region noch potenzielle Geldgeber für die Start-Ups“. Rainer Schramm, Geschäftsführer der Firma Fluxana aus Bedburg-Hau, hat einen Vorschlag, wie man das ändern könnte: „Die Hochschule muss ihre Türen noch weiter öffnen. Sie muss deutlich machen, wo ihre Schwerpunkte sind und wie man die nutzen kann. Wir brauchen eine stärkere Vernetzung mit den Unternehmen.“

Locker-Grütjen findet, dass die Unternehmerfrühstücke der Kreis-Wirtschaftsförderung dafür gute Gelegenheiten bieten. Deren Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers betont, dass ein gutes Mittel gegen den Fachkräftemangel das Duale Studium, also Ausbildung und Studium parallel, sei. „Schneller kann man den Kontakt zwischen Arbeitgebern und Studierenden nicht herstellen“, sagt Kuypers. Das gelte gerade auch für Studierende aus dem Ausland, „die sonst keine Chance hätten, in heimische Betriebe eingebunden zu werden“.

Peter Wolters, Schulleiter des Berufskollegs in Kleve, findet, dass man die Hochschule Rhein-Waal noch bekannter in der Region machen müsste. „Unsere Abiturienten, betrachten die HSRW nicht als die Zukunft. Sie verlassen die Region.“ Locker-Grütjen ist sich dessen bewusst. Er sagt: „Das Verhältnis von ausländischen Studierenden zu solchen aus Deutschland und der Region wird sich bei uns verschieben.“ Sprich: Künftig werde sich der Anteil von 50 Prozent an Studierenden aus dem nicht europäischen Ausland wohl verringern. „Das aber, ohne die Internationalität aufzugeben“, sagt der Hochschul-Präsident.

Lukas Verlage, Geschäftsführer der Firma Colt International, würde sich freuen, wenn mehr Absolventen der Hochschule den Weg in die heimischen Betriebe finden würde. „Ich habe große Hoffnung, dass die Hochschule da etwas aufbaut“, sagt er. Die Arbeitgeber im Kleverland hätten, im Gegensatz zu vielen in Großstädten einen großen Vorteil: „Die Mitarbeiter, die hier sind, bleiben auch.“