Zukunftswerkstatt

Regional ist ideal

Nähe ist wichtig, das weiß Lothar Quartier, Geschäftsführer der gleichnamigen Metzgerei. Und deshalb lautet die Philosophie seines – wachsenden – Unternehmens: “Regional ist ideal”. Das gilt für Quartier allerdings nicht nur, was die Nähe zu seinen Lieferanten und die Qualität der Produkte angeht. Nur wer regional denkt, kann sich als Stadt auch abheben von gleichförmigen Innenstädten. Quartier bringt es auf den Punkt: “Es gibt immer wieder die Forderung nach individuellen Städten. Wir Handwerksbetriebe erfüllen das – ansonsten gäbe es in Kleve zum Beispiel Starbucks statt Heicks.”

Die entscheidende Frage ist: Sind heimische Produkte auch der Renner in der Region? Das diskutierten bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland Landwirte, Handwerker und Experten aus der Region. Die Stärke des Kreises Kleve ist gerade auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Produktion mit den Händen zu greifen. In keinem anderen Kreis in NRW werden mehr landwirtschaftliche Produkte hergestellt, sagte Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Kleve.

Die entscheidende Rolle wiederum kommt dem Verbraucher zu: Wenn er die Auswahl hat zwischen einem preisgünstigeren und einem regional erzeugten Produkt, was landet im Einkaufswagen? “Der Verbraucher bestimmt, ob regionale Produkte ein Renner sind”, sagt Kreislandwirt Josef Peters. Walter Heicks (Bäckerei Heicks & Teutenberg) ergänzt: “Wir haben nur eine Chance mit unserem Alleinstellungsmerkmal: Aus der Region für die Region.”

Gute Erfahrungen mit der regionalen Vermarktung seiner Produkte hat Landwirt Franz-Josef Arntz vom Warbeyen-Hof gemacht. “Die Hälfte unserer Erdbeer-Produktion vermarkten wir direkt – an etwa 30 Verkaufsstellen in der Region”, sagt er. Das sei eine logistische Herausforderung, funktioniere aber gut. Übermengen verkauft Arntz an Großkunden, darunter sind auch Rewe und Aldi.

Seit 20 Jahren betreibt das Ehepaar Gerd und Rita Derksen vom Speetenhof nunmehr die Direktvermarktung seiner Produkte. Ihr Fazit: “Rohprodukte sind relativ einfach regional zu verkaufen, bei veredelten Produkten wie Fleisch oder Milch ist das schon schwieriger”, sagt Gerd Derksen. Doch im Markt gibt es nach Ansicht des Fachmanns Dr. Wilhelm Wehren, Leiter des Landwirtschaftszentrums Haus Riswick, noch Luft nach oben: “Es gibt sicher noch viel mehr Menschen, die sich regionale Produkte leisten können und somit potenzielle Kunden sind.”

Interessanterweise sieht Lothar Quartier im Ganztagsunterrricht ein Problem für die Entwicklung eines eigenständigen Geschmacks: “Viele Mütter kochen einfach nicht mehr für ihre Kinder”, so Quartier. Auf der anderen Seite sieht er, dass die Kochshows im Fernsehen dazu beitragen, Qualität etwas bewusster zu machen. Heicks wiederum ist der Ansicht, dass der durch die Industrie erzeugte Einheitsgeschmack vieler Produkte ein großes Problem ist: Wie schmeckt eigentlich “Natur”?

Die Idee der Teilnehmer: eine gemeinsame Marke “Niederrhein”, die sofort anzeigt, dass die Produkte aus der Region stammen. Wirtschaftförderer Hans-Josef Kuypers zeigte sich davon sehr angetan.