Kleve Ausgraben oder unter Tage lassen? Das ist jedes Mal die Kernfrage, wenn im Boden ein historisches Bauwerk entdeckt wird. Wie reich ist Kleve an Bodendenkmälern? Was könnte bei Bauarbeiten in den nächsten Jahren noch alles ans Licht kommen? Und können die Funde dauerhaft erhalten werden? Darüber diskutierten Experten bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland.
Martin Vollmer-König vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland forderte, den Bodendenkmäler mehr Beachtung zu schenken. „Von 100 Denkmälern sind nur eine handvoll überirdisch. Dabei handelt es sich meist um Burgen oder Wälle.“ Im Klever Stadtgebiet sei vor allem der Ortsteil Rindern reich an Bodendenkmälern. Kein Wunder – immerhin hatte schon im Jahr 70 nach Christus der römische Geschichtsschreiber Tacitus das damalige Arenacum erwähnt. Dazu
der Bodendenkmalpfleger: „In Kleve gibt es ein umfassendes unterirdisches historisches Erbe.“ Anderseits seien die Denkmäler meist sicherer, wenn sie in der Erde blieben, sagt der Experte.
Dr. Andreas Stürmer vom LVR-Amt für Denkmalpflege kann die Sorgen und Ängste von Bauherrn verstehen, wenn der Denkmalpfleger fündig geworden ist. Doch nicht immer bedeute das einen Baustopp. „Wir wollen nicht alles per se erhalten. Das wäre eine Musealisierung. Die streben wir nicht an – sie wäre auch viel zu teuer.“
Wiltrud Schnütgen, Stadtführerin und für die Grünen im Klever Stadtrat, hat den Eindruck, „dass alle dafür sind, unterirdische Denkmäler zu schützen – aber nur wenn sie nicht auf dem eigenen Grundstück liegen“. Vollmer-König regte an, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen: „Was ist unterirdisch vorhanden? Was könnte man an Funden erwarten: Wie könnten wir sie ins Bewusstsein rücken?“ . Landeskonservator Dr. Stürmer forderte Verwaltung und Politik auf, einen
Denkmalpflegeplan aufzustellen. Er geht von 500 Objekten aus, „die genauer geprüft werden müssten. Das ist natürlich eine Herkulesaufgabe für die Gutachter“, so Stürmer.
Schnütgen würde sich wünschen, Kleve einmal unterirdisch begehen zu können. „An der Großen Straße gibt es noch viele Keller aus dem 17. Jahrhundert. Sehr interessant ist auch der Weinkeller der Schlossberkellerei Peters“, sagte die Stadtführerin. Es gebe zahlreiche unterirdische Verteidigungsgänge, die erhaltenswert seien. Schnütgen verwies außerdem auf den Eiskeller auf dem Amphitheater-Gelände. Unlängst hatten Schüler dort die Springberg-Quelle wiederentdeckt, die Kleve einst zum Kurort werden ließ. Bürgermeister Brauer verkündete, dass er die Schüler in einem Brief zu einem Ortstermin an der Quelle eingeladen habe.
Schließlich waren die städtischen Kanäle Thema der Zukunftswerkstatt, denn auch sie gehören zur „Klever Unterwelt.“ „Die Kanäle unter der Stadt sind so gut in Schuss wie in kaum einer anderen Stadt“, sagte Bürgermeister Theo Bauer. „Kleve von unten ist vor allem eines: sauber“, so Brauer weiter. Rolf Hoffmann, Leiter der Stadtwerke, sagte: „Die Stadtwerke Kleve vergeben jährlich Arbeiten in Höhe von drei bis vier Millionen Euro.“ Und USK-Leiter Rolf Janssen schätzte, dass in
Kleve in den vergangenen zehn Jahren etwa 70 Millionen Euro in den Erhalt der Entwässerung geflossen sind.